Dienstag, 4. Mai 2010
Netzwerkweise Träumereien.
Das Internet bedient seine User mit jenen Heteronymen, die Fernando Pessoa damals über seine Einsamkeit hinweghalfen. Nicht selten ergeben sich solch machtvolle Beziehungen, welche uns früher in Bibliotheken eilen ließen, mehrbändige Biographien, Tagebücher, Briefwechsel längst verstorbener Schriftsteller zu erwerben.

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Sonntag, 25. April 2010
TITANIC überall?!
Mich hat jenes Gleichnis geprägt, wo drei Knechte von ihrem Herrn mit Talenten beschenkt werden. Einer von den Knechten vergräbt sein Talent. "Du böser und fauler Knecht!" Der Knecht wird hinaus gestoßen in die Finsternis, wo Heulen und Zähneklappern ist.
Die Empörung über das Cover der TITANIC lässt sich vielleicht vergleichen mit dem Unbehagen, welches ich empfinde, wenn ich Menschen Handtuch an Handtuch am Strand liegen sehe, oder wie sie Stunden vor der Glotze hocken. Ich heilige mein Leben, mein bisschen Talent, bin fast irre, daraus etwas zu machen, einen Mehrwert für kommende Generationen, während um mich herum alles chillt. Darf ich mich deswegen beleidigt, verunglimpft fühlen in meinen Werten?

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Nude Visions.


Nude Visions. 150 Jahre Körperbilder in der Fotografie.
29. Jan. 2010 - 25. Apr. 2010
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.

Als Partner in einem sportlichen Wettstreit, anders habe ich Männer nie wahrgenommen. "Schlesinger, Du alte Gefechtsschlampe!" ist die Tonlage, die mir seit Bundeswehrtagen ausgesprochen gut gefällt.
Umso mehr verwundert mich das Freundschaftsgetue in der Weltliteratur zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Für mich reduzierten sich intensive Männerfreundschaften bisher auf die Frage, wie junge, relativ mittellose Männer damals an Bildnisse nackter Frauen gelangen konnten?
Tatsächlich wurden entsprechende Daguerreotypien, die seit den 1840er Jahren entstanden, in mit Samt und Seide ausgekleidete Schmucketuis gehandelt, deren Preis dem Wochenlohn eines Arbeiters entsprach.
Um 1900 aber gingen sogenannte "Akademien" mit Journalen wie "Le Nu Esthetique" in die Massenproduktion. Ein Mangel an Bildnissen des anderen Geschlechts kann es also kaum gewesen sein, der Männer zum gemeinsamen Nacktbad verführte.

Fotografien von Verstorbenen als Totenmasken aus Licht sind keine Seltenheit. "Nude Visions" ist für mich Grabkammer der Blüte des Menschen. Ein Sein, das begehrt, das ausgezahlt werden wollte, statt unter Modeerscheinungen begraben zu liegen. Schöne Worte großer Kunst mögen damals üblicher gewesen sein als heute. Mägde, die sich darbieten wie Schwäne, mal bemüht, mal geübt, verstorben allesamt.

Totes, zumal in schwarzweiß, fordert die Phantasie mehr als Lebendiges. Jenes Zwischenreich, welches unser Innerstes mit der Außenwelt verbindet. Ungestört von Enttäuschungen, kann der Betrachter sich vergangenen Mägden hingeben. Der Betrachter kann die Mägde kleiden, sie in ein wünschenswertes Leben hinein stellen, sich so seinem Menschenideal nähern. Die Welt von Gestern als die Welt von Morgen.

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Samstag, 17. April 2010
Stolz.

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Less is more: I ohne pad.
"Ich habe Gedanken, die, wenn ich sie verwirklichen und lebendig machen könnte, den Sternen ein neues Licht, der Welt eine neue Schönheit und dem Herzen der Menschen größere Liebe bringen könnten."

Obwohl ich nur ein Möchtegern von Fernando Pessoa bin: In mir ist solch Übermaß an Bildern, solch Fülle an Musik, dass ich ein Buch über Äpfel umdichten könnte zu einem Evangelium. Nie käme mir in den Sinn, das Haben eines iPad als Bereicherung meines Seins zu lobpreisen. Und wer beide Hände von mir fordert, nach mehr verlangt, als nach meiner Hosentasche, ist gewiss kein bescheidener Diener.

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Vodafone quatscht.
"Du bist so stark wie Dein Netz", bewirbt Vodafone das Nokia X6. Was zu sehen ist, ist aber Satire pur: "Ich geh' mal joggen", postet ein Tim Wolff im Facebook. Und gleich darauf ein Hot Dog-Toni: "Vor der Mauer. Auf der Lauer." Stark, ganz stark. "Power to you", verspricht Vodafone. Für solch eine Power Quatsch soll ich einen Vertrag mit Vodafone abschließen? Fühle mich verarscht.

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Die Gnade der späten Erkenntnis.
"Danach saß ich hilflos zu Hause und kriegte die Wut. Ich dachte, ich kann hier auf dem Fußboden krabbeln, und das juckt keine Sau." Bis zu dieser Erkenntnis aber hat die frisch Operierte 58 Jahre in der seligen Naivität gelebt, Haushaltshilfe ohne Ende zu bekommen. Und diese Naivität ist es wohl, die weithin als Glück empfunden wird.
Glückliche Menschen gleichen Löwen, welche ihr Leben lang platzen vor Unbesiegbarkeit. Was sind dagegen jene Minuten der Erkenntnis, einem Großwildjäger zu begegnen? Meist sind es gar nur Sekunden, bis ein glückliches Löwenleben so sein Ende findet. Im Traume gelebt, im Traume gestorben.

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